22. Dezember 2024

Das Online-Ahnenbuch der Familie Windbichler

Kapitel 8: Großvater

Johann Windbichler II.,
geb. 6.4.1866, gest. 5.2.1947

Zu beachten ist im Eigenbericht des Großvaters, dass in dieser Zeit die Währungen von Gulden zu Kronen (und später dann zum Schilling sowie zur Reichsmark) wechselten. Die laufenden Umstellungen waren sicher nicht einfach!

Wenn anfangs vom „unteren Haus“ die Rede ist, ist das seinerzeitige Haus Nr. 14 neben der „alten“ Bäckerei Bernhard gemeint. Ab 1908 ist beim unteren Haus die Rede vom neuen Haus Nr. 16, heute Fam. Ing. Hofer.)

Großvater schrieb über sich selbst:

»Ich ging bis 1879 in die II-klassige Volksschule in Bromberg bei Oberlehrer Kainz und dann in die Bürgerschule Wr. Neustadt.

Am 6.10.1880 kam ich zur Firma Josef Lasnausky’s Söhne in Wr. Neustadt, Neunkirchnerstraße 6, in die Lehre. Vom 6.10.1880 bis 6.10.1884 war ich Lehrling, vom 6.10.1884 bis 15.7.1885 Commis mit einem Gehalt von 40 Gulden ohne Verpflegung monatlich.«

Siehe dazu Dokument von 1885 (Zeugnis) .

»Im Jahre 1885 pachtete mein Vater das Häuserl neben der Bäckerei in Bromberg N 14. Es war vorher der Jude Moritz Suhsmann darauf. Das Häuserl musste hergerichtet werden, es waren der Fußboden, Plafond und neue Fenster zu richten, was 700 Gulden kostete. Das nächste Jahr 1886 wollte es der Jude wieder haben, so war Vater gezwungen es zu kaufen und zwar um 2200 Gulden, mit der Anwendung kostete es 2900 Gulden.
Das Geschäft ging anfangs schlecht, es war eineTageslosung an Wochentagen 5 Gulden, an einem Sonntag 20 Gulden. Es hat sich aber bald gebessert und florierte gut.

Am 11.2.1899 habe ich mich mit Josefine Bauer, Fleischhauers-tochter aus Wr. Neustadt, verehelicht.«

»Aus dieser Ehe sind 2 Knaben tot geboren. Ich habe das Häusl samt Waren um 6000 Gulden übernommen. Von 1899 bis 1904 wurde mir mein Vater 3000 Gulden schuldig, da er nicht weiter konnte, musste ich im Jahre 1904 das obere Haus auch übernehmen und zwar um 15000 Gulden (Hypotheken Bank 4000 G., Raiffeisenkasse 4000 G., Vorschußverein Wr. Neustadt 1000, Menhofer 1500 und Zinsen 600 Gulden, Hofer 300, das übrige Geschäftsschulden). Was Vater sonst noch schuldete, wurde mir nicht gesagt, sondern nur vom oberen Geschäft entnommen.

Im Jahre 1904 übernahm ich auch die Post, die dazumal im oberen Haus war und am 1.3.1909 ins untere (neue) Haus kam.

Nun wurde das untere Haus N 14 wieder ganz baufällig, da es ja ganz in der Erde steckte. Eines Tages ging ich mit Herrn Kooperator Werner von Thernberg herauf, da klagte ich ihm mein Leid, daß ich mein Häusl niederreißen muss und aufbauen müsste. Herr Cooperator gab mir den Rat, ich soll mit H. Pfarrer Gelasius Ilg reden, vielleicht gibt er mir einen Bauplatz. Und so kam es zu einem Tausch. Ich musste sämtliche Kosten zahlen, Anschreibgebühr und Löschungen sowie Steuern.«

»Und baute vom März bis Sept. 1908 das untere Haus N 16. Baukosten 8000 Gulden und die nötige Einrichtung 4000 Gulden, welches Geld hiezu mir die Geschwister meiner Frau geliehen hatten.

Im September 1909 kam meine Frau in das Klosterspital Wr. Neustadt, wo sie am 10.2.1910 gestorben ist.

Am 11.2.1911 verehelichte ich mich mit Karoline Grobitsch, Kaufmannstochter in Thernberg. Am 30.11.1911 wurde Sohn Johann (III.) geboren.«

»Am 10.4.1911 kaufte ich die Wiese (2 Joch) von Alois und Eleonora Gruber, Schlatten 39, um 3000 Kronen nebst Kosten von 245,08 Kronen. Worauf ich im Frühjahr 1916 22 Äpfelbäume setzte, welche 47,20 Kronen kosteten.

Am 17.5.1917 an Rudolf Bauer, am 2.11.1918 an Anna Mohr und am 17.2.1919 zahlte ich die Schulden ab. Da ich viel Warenvorrat gehabt habe und dieser während des Krieges 1914-1918 gestiegen ist, konnte ich meine Schulden wegzahlen. Hatte aber keine Ware und auch kein Geld mehr und musste wieder neu anfangen und bald bekam man wieder Ware und Geld.

Am 22.4.1931 kaufte ich das Ackerl v. Schwarz-Lechner um 1150 Schilling, Kosten 22,50 Sch.

Von der Gründung der Feuerwehr bis November 1910 war ich Kassier und vom Nov. 1910 bis April 1927 Hauptmann bei der Feuerwehr Bbg.

Vom Aug. 1919 bis August 1937 Bürgermeister.

Im Jahre 1926 wurde ich Ehrenbürgermeister.«

Gemeint ist wohl Ehrenbürger!

»Meine Tätigkeit beläuft sich: Kriegerdenkmal, Elektr. Licht, Telephon, Glocken Nachschaffung, Brückenwaage, Brückenbau (Stanglbrücke), Wegbau Breitenbuch – Stupferei und Leichenwagen.

Am 25.6.1939 übergab ich meinen sämtlichen Besitz meinem Sohn.

Von 1886 bis 1940 war ich Jagdmitpächter.

Ich, Johann Windbichler, geb. 1866, war Kaufmann, Postexpedient und ging als Oberoffizial II. Klasse in 1924 in Pension, bei der Feuerwehr wurde ich Ehrenhauptmann und von der Gemeinde 1926 Ehrenbürger von Schlatten.

Das von mir gebaute Haus N 16 im Ort ist am 1.4.1945 (Ostersonntag) durch deutsche Fliegerbomben total niedergebrannt.«

(Der Brand wurde eher von Russen oder Zwangsarbeitern gelegt).

 

 

 

 

»Alle Möbeln, Kleider, Wäsche, Geschäftseinrichtung und Warenvorrat ging zugrunde. Auch wurde vieles von den bösen Leuten gestohlen. Wir waren zu der Zeit nicht zuhause, da wir vor den Russen nach Holzerhöfen geflüchtet sind, zur Hannerl Ponweiser, Holzerhöfen 13, wo wir gut untergebracht waren.«

Siehe dazu den Bericht zu den Ereignissen in Holzerhöfen im Gedenkbuch.

»Auch das obere Haus wollten die Russen in Brand stecken, da kam Gend. Insp. Annerl dazu und erklärte ihnen, dass es kein Partisanenhaus ist, für das es die Russen hielten.«

Hier enden die persönlichen Aufzeichnungen des Großvaters, über den aber auch im „Gedenkbuch“ und in der Geschichte von der Post noch einiges zu lesen ist.

Ich habe ihn in Erinnerung, wie er für mich, mangels anderer Spielsachen in der Nachkriegszeit, aus Kleinholz tolle Leiterwägelchen bastelte, bei denen halbierte Zwirnspulen als Räder herhalten mussten. Diese liebevolle Bastelei für mich als einzigen Enkel ist ihm mit seinen rund 80 Jahren sicher nicht mehr leicht gefallen.

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