19. April 2024

Das Online-Ahnenbuch der Familie Windbichler

Kapitel 5: Das “alte” Haus

Wie das “alte” (Stein-)Haus durch Peter Windbichler in die Familie gekommen ist

Vorausgeschickt sei, dass die Windbichlers, als Gregor W. offenbar nicht mehr Bauer sein konnte oder wollte, und Wagner wurde, kaum etwas hatten.

Nur: Auf der Wiese zwischen Karnerhaus (heutiges Gasthaus Windbichler) und Hofstätten (Gneist-Ackerl und Puchegger) stand ein kleines Blockhaus, wo dem Peter Windbichler seine Eltern (also Gregor Windbichler, geb. 26.2.1746, und seine Frau Theresia, geb. Puz) eine Tabaktrafik (und wahrscheinlich auch schon eine Art Krämerei) gehabt haben. Dass sie dort auch gewohnt haben, scheint unwahrscheinlich, denn in der Geburtsbestätigung für Peter W. aus 1814 werden sie als „Zuwohner beym Andreas Haberbichler nächst der Pfarrkirch“ genannt.

Dieses Haus wurde vom seinerzeitigen Bromberger Pfarrer Anton Ernst (1671 – 1675), als er schon Propst in Reichersberg war, im Jahr 1682 als Wirtshaus bei der Pfarrkirche erbaut.

Wie Peter W. 1819 seine erste Frau geheiratet hat, wurde die Trafik auf Nr. 115 übertragen und nach dem Tode seiner Eltern wurde das Blockhaus demoliert (1818 – 1820). Allerdings scheint Peter W. dort wieder ein Häuschen errichtet zu haben, wie aus einer Streitverhandlung wegen des Gärtchens bei diesem Häuschen hervorgeht (siehe Details zu Peter W.)

Aber nun zum „alten“ Steinhaus:

Dieses alte Haus, erstmals erwähnt 1503, aber m. M. viel älter, war eine Kapelle zum hl. Michael, somit eine Totenkapelle, zusätzlich der hl. Maria geweiht.

 (Paramentenaltar)

Bevor die heutige Pfarrkirche in den Jahren 1471 – 1496 gebaut wurde, standen also bloß diese Kapelle und der aus dem 12. Jhdt. stammende Turm, welcher als Bergeturm gegolten hat, allein – neben der abgerissenen, weil wahrscheinlich baufälligen Altkirche.

Für mich ist es wenig logisch, dass so kurz nach der 25-jährigen Kraftanstrengung des Baues dieser Kirche gleich wieder daneben eine Kapelle zugebaut worden sein sollte.

Wenn auch andere Quellen sagen, dass diese Michaelsbruder- schaftskapelle erst nach 1500 errichtet wurde, so gibt es Hinweise, dass am Platz der heutigen Kirche schon vorher eine Kirche bestand, was sich aus Mauerresten ergeben soll, die man gefunden hat. Das wieder spräche dafür, dass die Kapelle auch schon da war, weil sie vermutlich auch Beinhaus war.

Leider sind darüber auch im Stift Reichersberg, das ja seine Priester zur Christianisierung der Buckligen Welt schon im 12. Jhdt. nach Bromberg entsendet hatte, keine Aufzeichnungen zu finden, was eher erstaunlich ist.

 

 

 

 

Die obige Darstellung, einem Bild über die Pfarrkirche entnommen, das ebenfalls um 1500 entstanden ist, zeigt deutlich wie diese Kapelle ursprünglich ausgesehen hat.

 

 

 

 

 

 

Mit dem Bergeturm, vor dem sie stand, könnte sich obiges Bild ergeben haben, wobei hier die angeblich vor dem Kirchenneubau (1471-1496) bestandene Kirche mangels Anschauungsmaterials nicht berücksichtigt ist.

Am 16.8.1792, also wohl nach, aber sicher bedingt durch Josef II, der „überflüssige“ Klöster und Kirchen profanieren ließ, wobei alle sakralen Gegenstände da bleiben mussten, verkaufte Pfarrer Käser diese Kapelle an Johann Paul und Anna Maria Wazilek (auch Watschileck). Wazilek dürfte die Kapelle zum Wohnhaus erweitert haben, dabei kamen möglicherweise die Küche, das Stiegenhaus und das kleine Zimmer zum Hof ebenso dazu wie das Bodenzimmer. Nur die aufgelassene Kapelle zu belassen, hätte wenig Sinn gemacht.

Wazilek dürfte Schneider gewesen sein, seine Frau war Krämerin nach ihrem ersten Mann Franz Lang.

Kaufbrief Kapelle
Rundstempel
(unleserlich)

Heut unter Endes gesezten Tag und Jahr hat Johann Paul Wazileck Krämer alhier und sein Eheweib Ana Maria mit Genehmhaltung des hochwürdigen Herrn Felix Käser derzeit Pfarrer in Bromberg die zur Pfarrkirche gehörige im Gottes Acker in besagten Bromberg erbaute und auf höchsten Befehl gesperte Kapelle nach durch die Kirchenväter und den Pfarrhofküster vorgenohmene Schäzung pro dreyssig sechs Gulden käuflich dergestalt an sich gebracht, als obbemeldeter Johann Paul Wazileck und sein Eheweib hinfüro zur Kirche als Unterthanen auf= angenohmen und erkürt worden, anbey soll auch obbesagte nunmehr zu einem Haus erbaute Kapelle nach dero Absterben den hinterlassenen Kindern mit dieser Bedingnis zufallen, so hierüber die gerichtliche Schäzung vorgenohmen und der Kirche die landesgebräuchlichen Taxen entrichtet werden müssen. Anbey ist auch jährlich am Kirchenrechnungstage nämlich acht Tage nach dem Fest des Fronleichnamstages der Kirche ein Gulden Dienst und ein Gulden Robothgeld zu entrichten. Urkund dessen ist dieser Kaufbrief entrichtet und von den Betreffenden unterfertiget worden.

Gegeben im Pfarrhof zu Bromberg
den 16ten August 792

Laurentz Häres Leben als Kirchenvatter
Urban Baumgartner under Kirchen Vatter

Felix Käser Pfarrer
Johan Georg Lindtner Müllermeister und Pfarrhofküster

Anmerkung auf der Rückseite:
Kaufbrief der Kapelle per 36 Gulden

Bemerkt soll hier werden, dass die Gebäude um die Kapelle, dann Haus Nr. 115, auch die Nrn. 114 und 116 hatten, doch ist von diesen Gebäuden kaum noch Näheres bekannt.

Doch damit sind wir noch immer erst am Anfang der Geschichte.

Franz Lang, geb. 1737, gest 12.1.1789, vermutlich zugezogen aus Wopfing, hat 1758, vielleicht in einem Gebäude neben der Kapelle, eine Krämerei begonnen, deren offizieller Betrieb ihm am 28.4.1786 von der damals zuständigen Kreishauptmannschaft Traiskirchen genehmigt wurde.

Siehe dazu auch das Dokument v. 21.3.1786.

 

 

 

 

 

 

Möglicherweise war es diese „Hütte“ oder ein Vorläufer davon, in der Lang mit seinem Geschäft begonnen hat. (Diese Hütte gab es bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts und sie diente auch Wohnzwecken. Sie fiel dem Neubau beim Haus 115 zum Opfer). Vielleicht war aber neben der Kapelle schon ein Ansatz eines Hauses errichtet worden. Siehe die diesbezügliche Anmerkung im Kaufbrief: „…nunmehr zu einem Hause erbaute Kapelle…“

Lang hat am 10.6.1760 die Anna Maria Schönberger, geb. 1741, geheiratet, mit der er zumindest zwei Kinder (Simon, geb. 25.10.1768, gest. 25.10.1818 im Haus Nr. 116, und Anna Maria, geb. 1.12.1773, gest. 14.7.1830) hatte. Lang verstarb am 12.1.1789 und seine Witwe hat die Krämerei offenbar weitergeführt.

Sie heiratete am 3.11.1791 den J.P. Wazilek (geb. 1746, gest. 15.5.1821 im Haus Nr. 116), der mit ihr zusammen 1792 die Kapelle kaufte und zu einem Wohnhaus (+ Krämerei ?) adaptierte.

Die Tochter der Schönberger-Lang-Wazilek, Anna Maria Lang(in), geb. 1.12.1773, hat die Krämerei mit oder neben ihrer Mutter weitergeführt, denn sie scheint in den alten Kirchenmatriken auch als Krämerin auf. Diese Anna Maria Langin, übrigens eine Analphabetin, wie aus der Heiratsurkunde mit Peter W. hervorgeht, hatte einen unehelichen Sohn namens Johannes, geb. 17.2.1815.

Über dessen Vater namens Michael Friedrich, Holzknecht aus Gföll(?), steht im Taufbuch der Pfarre Bromberg nach der Taufeintragung für den Sohn Johannes vermerkt: „Obiger Michael Friedrich hat sich in Gegenwart des Unterfertigten als Vater des Kindes freiwillig bekannt, ist derselbe wohlbekannt und hat gebeten als Vater hier eingetragen zu werden“.

ALTVATER Peter Windbichler, geb. 6.2.1784, bis dahin wohnhaft in Nr. 92 (= Haberbichler/Gasthaus Windbichler), und vermutlich Wagnermeister wie sein Vater, hat die Anna Maria Langin, geb. 1.12.1773, schon wohnhaft in Nr. 114 bzw. 116, am 1.2.1819 geheiratet. Er musste sich fortan auch um den unehelichen Sohn, über den nichts Näheres vorliegt, kümmern und ist ab dann wahrscheinlich vorwiegend auch Krämer gewesen. Eigene Kinder hatten sie nicht.

Ehevertrag

Ehevertrag
Heute zu Ende stehenden Tag und Jahr ist mit herrschäftlichen Vorwissens und Bewilligung, und in Gegenwart der gefertigten Beystände, zwischen Peter Windbichler l: St: major: von Hofstädten unter der Herrschaft Krumbach als Bräutigam eines, dann der Anna Maria Langin l: St: behauste Unterthanin der Pfarrkirche und Krämerin zu Bromberg als Braut andern Theils, nachfolgender Ehevertrag ./. welcher aber erst nach erfolgter priesterl. Einsegnung seine Rechtskraft erhalten soll :/ abgeredet und beschlossen worden.
1tens Verheurathet die Braut ihrem Bräutigam ihre eigenthümliche Behausung am Kirchhofe Sub No: 116. /: worumend er sich auch gleich zur Hälfte beywähren lassen könne:/ samt dabey sich befindlichen Krämmerey und Krämmerwaren etc: gegen deme, daß er alle im Vertrage laut diesem Protokolle fol: 40 verso vorkommende Bedüngnisse erfüllen soll.
2tens Widerlegt solches der Bräutigam seiner Braut mit 40 fl W:W. als ein erspartes Eigenthum dergestalt, daß sowohl Heurathgut als Widerlag, wie auch jenes, was sie beyde während der Ehe ererben, erwerben oder sonst auf eine rechtliche Art an sich bringen, ein gleiches und gemeinschäftl= Gut seyn und verbleiben soll.
3tens Ist ausdrücklich bedungen worden, daß nachdeme die Braut einen Sohn Nahmens Johann N: vier Jahr alt bey Leben hat, daß selber von dem Bräutigam als ein wirklich leiblichen Sohn anerkannt worden, dergestalt, daß selber in den vollen Rechten der eheleiblichen Kinder vor und nach dem Tode seiner Ältern an und aufgenommen seyn soll; daher sollen die gesamten Kinder nach einem oder des anderen Theil Ableiben die Hälfte des einen Vermögen zu beziehen haben, und die andere Hälfte den überlebenden Theil gehören; in Ermanglung derley Erben aber soll das ganze Vermögen dem überlebenden Theil zufallen. Womit dieser Ehevertrag geschlossen, gehörig gefertiget, und der löbl. Herrschaft zur Ratifikation vorgeleget worden.
Bromberg den 29.ten Jänner 819
Siegellack

Peter Windbichler als Bräutigam
Anna M. Langin als Braut

Karl Wehner m.p.
Pfr. und Grundherr
Johann Puchegger als ersuchter Namensunterschreiber der Braut
Joseph Ponweiser als Landrichter und Zeug
Philipp Haller als Zeug

Analphabeten benötigten einen eigenen Namensunterschreiber.

Die Anna Maria Windbichler starb am 14.7.1830 an „Auszehrung“ und Altvater Peter (er kam durch den Ehepakt mit Anna Maria jetzt offensichtlich zum Haus) heiratete bereits am 12.10.1830 (!) die Katharina Grabner, geb. 12.8.1802, gest. 12.9.1881. Sie stammte vom Trauerschmidhaus Nr. 53 aus Schlatten.

Anmerkung: Was aus der Mutter Anna Maria Wazilek geworden ist, der ja eigentlich das Haus zu verdanken ist und was in der Folge mit ihrem Ehemann Johann Paul war, war bislang nicht eruierbar, allerdings sein, aber nicht ihr Todesjahr.

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