22. Dezember 2024

Das Online-Ahnenbuch der Familie Windbichler

Afra Schickh

Hinweis: Diese Dokumentation hat die Dorferneuerung Bromberg in Auftrag gegeben (verfasst wurde sie von Liesl Daniel). Sie ist nur deshalb hier von Interesse, weil A. Schickh ja eine Zeitgenossin der Gertrude Windpichler und deren Eltern war.

»Etwa 1640 kam eine 30jährige Frau aus der Mariazeller Gegend nach Bromberg. Sie war vermutlich einem der Bromberger Wallfahrer gefolgt, heiratete ihn später und wirtschaftete hier in der Schlatten mit ihrer Familie in einer kleinen Keuschen. Ihr Name war Afra Schickh. Der Vater war Klampfenschmied, ihr Bruder Joachim ein Maurer. Als ihre Nachbarn scheinen Ganser und Leuthner auf. Afra war jene Frau, die später als Hexe aus dem Schlattental noch traurige Berühmtheit erlangen sollte.

Afra Schickh überlebte zwar zwei Ehemänner, verlor aber fünf ihrer neun Kinder, möglicherweise durch Krankheiten wie Pocken und Ruhr.

Zwei ihrer Töchter waren verheiratet. Eine ehelichte den Leuthner Ehndl, den Sohn des Nachbarn, und übernahm 1670, nach dem Tod des Vaters, die kleine Wirtschaft in der Schlatten. Die andere lebte „auch in Bromberg auf einem kleinen Häusl“. Ein lediger Sohn war als Drescher im Pfarrhof zu Bromberg beschäftigt, der andere im Kriegsdienst.

Afra Schickh war eine naturverbundene Frau. Sie spezialisierte sich auf das Sammeln von Kräutern, auf die Herstellung von Salben und auf allerlei heilende Praktiken:
„Gliderkhräuter, Hirsch und Löwen Zungen, Götter und Khuendlkhräuter, Waldherren, Baumwollkhraut und viele andere mehr…“ verarbeitete sie. Oft hielt sie sich beim Kräutersammelnan einer Quelle in Bromberg auf, deren Ort uns heute noch als „Hexenbrünnl“ überliefert ist.«

Anmerkung: M.M. ist dieses ‚Hexenbründl‘ eine von manchen „Erfindungen“ von Willi Birnbauer, denn zeitgenössische Schulkollegen von mir können sich an diese Bezeichnung ebenso wenig erinnern wie ich selbst!

»Bald wurde Afra zu Kranken gerufen und auch das Vieh wurde von ihr kuriert. An die hundert Hilfesuchende kamen jedes Jahr zu ihr. Mit zwei Kristallkugeln konnte sie „Krankheiten und andere Anliegen der Menschen, so sie zu ihr gekommen und Hilfe und Rat begehrt, besehen und sodann teils mit Ansprechen, teils mit unterschiedlichen Kräutern helfen und auch vielmals das Verlorene den Leuten wiederum zuweg bringen.“

Als „weise Frau“ war Afra Schickh zwar angesehen, aber man betrachtete sie auch mit Mißtrauen. Woher hatte sie ihr geheimnisvolles Wissen und Können?

(Waren Frauen erst einmal als „Hegsinnen und Zauberinnen ausgeschryen“, konnte man sie auch bald als Urheberinnen von Gewittern, Krankheiten und Unglücksfällen denunzieren. Gerüchte genügten bereits für eine „Einziehung“, also für eine Verhaftung).

Auch Afra Schickh soll „Kühe in ihr Fürtuch gemolken“ und „zu Hollenthon jemandem zwei Kühe krank gemacht und die Milch genommen“ haben. Einer Scheiblingkirchnerin namens Stänglin, habe sie ihre zwei Kühe auf zwei Tage „so verderbt“, daß sie statt Milch Blut gaben…

Afra Schickh war bekannt bis Neckenmarkt und Lackenbach. Nicht zuletzt waren es ihre beiden Kristallkugeln, aus denen sie Zukünftiges und Krankheitsursachen las, die sie weithin bekannt machten.

Weil ihr der Verwalter der Kirchschlager Herrschaft diese Kugeln abnehmen wollte, kam es mit ihr zum Streit. Als er dann einmal auf dem Heimweg vom Bromberger Pfarrer auf seinem Pferd einen Rheumaanfall erlitt und kaum mehr absteigen konnte, geriet die hilfreiche Frau aus dem Schlattental einmal mehr in den Verruf, eine Hexe zu sein.

„…wie ein Khaz mit braiten Prankhen und Hörnern auf dem Khopf…“

So soll der Schickhin ihr Teufel erschienen sein, dem sie sich, wie jede Hexe, mit Leib und Seele verschreiben musste. Dafür brachte er ihr vielerlei böse Künste bei, so zum Beispiel auch, wie sie die sogenannte „Schmier“, die Hexensalbe, machen konnte, die ihr das Fliegen durch die Luft ermöglichen sollte, um dann an unheimlichen Orten, wie entlegenen Waldlichtungen, Wegkreuzungen oder Bergrücken am Hexensabbath teilzunehmen.

„…hat sie drei Elstern zu Pulver brennen müssen und hernach ein Schmer (Fett) genommen, Leinöl dazugegossen und selbiges untereinander samt dem Pulver angerührt, also daß wann sie hat alsdann hat wollen ausfahren, hat sie sich auf die Herdstatt in der Kuchl gesetzt, da dann der böse Feind gekommen und ihr die untern Glieder damit geschmiert. Hernach hat sie sagen müssen: „Nun in Teufels Namen fahre ich aus und nirgends an“ und habe also darüber sich jählings erhebt und sei durch die Türe ausgefahren…“,

So mag auch Afra Schickh in einen Sog aus Wahn und Denunziation geraten sein. Ein gewisser Michael Gsöller, 70 Jahre und lange Jahre Viehhüter in Linsberg bei Erlach und in Schwarzau am Steinfelde, der in Wiener Neustadt in Haft saß, gab vor Gericht an, durch sie zur Hexerei und zum Teufelsbund gekommen zu sein. Afra Schickh wurde daraufhin verhaftet und am 3. August 1671 von der zuständigen Herrschaft Kirchschlag dem Landgericht Wiener Neustadt ausgeliefert.

Der Prozeß gegen Afra Schickh wurde vom Landgericht Wiener Neustadt nach der seit 1656 geltenden „Neuen peinlichen Landgerichts-Ordnung in Österreich unter der Enns“ abgehandelt.

Eine erste „gütliche“ Befragung, bei der die Schlattentalerin ihre Unschuld beteuerte, erfolgte am 13. September 1671 durch den Stadtrichter Johann Paul Pleyer von Pleyern.

(Bei weiteren Unschuldsbeteuerungen folgte die „peinliche Befragung“, die u a. auch zu Massendenunziationen führte).

Der Schickhin wurden 57 Fragen gestellt. Sie gestand „einen kleinen Teufel in einem Glas auf dem Dachboden gehalten zu haben, den sie „Cäsperl“ nannte…..wenigstens habe sie bei 12 große Schauer helfen machen. Der meiste ist bei Bromberg und um selbiges Revier niedergegangen ….. den großen Sturmwind im Stickelberger Wald machen helfen, darauf gleichfalls der ganze Wald verderbt…..auch jähe Güsse, und erst diesen Sommer bei Wiesmath…“.

Trotz allem, was die arme Afra Schickh beim Verhör und im Kerker zu erdulden hatte, war sie stark genug geblieben, weder ihre Kinder, noch ihre Nachbarn zu denunzieren.

Im Falle der Afra Schickh gab es einige „Zuschreiben“ von umliegenden Grundherrschaften, die die Frau entlasteten. So teilte der Marktrichter von Draßmarkt dem Neustädter Gerichte mit: „…daß wir von diesem Weib nichts beß haben gesehen, allein sie hat unß geholfen…“.

Diese Aussagen wurden jedoch nicht anerkannt, vielmehr traf bei Gericht ein Bote ein, der einen Tiegel „Hexenschmier“ aus Afras Besitz überbrachte.

Das Todesurteil lautete: „Die Afra Schickh soll auf die Schrannen geführt, ihr allda ihre Missethaten öffentlich vorgehalten und da sie nochmals gesteht zur öffentlichen Richtstatt geführt und daselbst mit dem Feuer vom Leben zum Tode hingerichtet werden.“

Am 11. Dezember 1671 brach der Stadtrichter von Wiener Neustadt, Paul Pleyer, den Stab über Afra Schickh und übergab sie dem Freimann Gregor Grassinger zur Exekution. Vor dem Wienertor, in der Nähe der Spinnerin am Kreuz, war der Scheiterhaufen errichtet. Man hängte ihr ein Pulversäckchen um den Hals, um ihr das Leiden zu verkürzen und überantwortete sie den Flammen.«

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