26. April 2024

Das Online-Ahnenbuch der Familie Windbichler

Pfarrwald

Mein Großvater, Johann Windbichler, geb. 1866, hat aufgeschrieben:

»Den Pfarrwald (80 Joch), der zwischen Arzberg und Hart liegt, hat eine Prinzessin Tonradl in Schloss Thernberg der Kirche Bromberg geschenkt. Der dortzumalige Bürgermeister, man sagt, es war unter dem Bürgermeister Höllwieser in Forst, welcher vor 1850 Bürgermeister war, hat die Urkunde darüber gehabt. Der Wald muss zu der Zeit abgeschlagen gewesen sein. Der Bürgermeister klagte dem Pfarrer (angeblich Pflanzl), dass die Gemeinde Steuern zahlen müsste und keine Einnahmen habe. Zu dieser Zeit hatte man noch keine Gemeindeumlage, sondern die Bauern mussten roboten. Wenn in der Gemeinde oder im Pfarrhof eine Reparatur war, mussten Leute unentgeltlich abgestellt werden.

Da sagte der Pfarrer zum Bürgermeister: „Bring mir die Urkunde, ich werde nachsehen.“ Und von dort an zahlte der Pfarrer die Steuer. Der Wald wurde dann in Hälften geteilt: 40 Joch bekam der Pfarrhof Pitten und 40 Joch der Pfarrhof Bromberg.

Im Jahre 1919, als ich Bürgermeister wurde, wurden ich und Vizebürgermeister Ponweiser vom Gemeinderat beauftragt, nach Wien zur Landtafel (Justizpalast) zu gehen und Nachschau zu halten, wie es in Wirklichkeit ist mit diesem Pfarrwald in der Gemeinde Thernberg und ob der seinerzeit der Pfarrkirche Bromberg gehört hat.

Bei der Landtafel angelangt, ist mir Ponweiser verschwunden. Er hat sich ausgeredet er hat noch einen Gang und kommt nach, was aber nicht der Fall war. Ich fragte einen der Beamten, die aber damals sehr beschäftigt mit den Mauth-Auflösungen waren. Der sagte: „Ich kann Ihnen momentan nicht aufwarten.“ Er würde mir aber binnen sechs Wochen darüber schreiben, was aber nicht erfolgt ist. Und da ich auch gesehen habe, dass die übrigen Gemeinderäte kein Interesse haben, gab ich es auch auf.

Der Prälat von Reichersberg, Wögerbauer, erhielt dann Nachricht und schrieb uns, wenn wir nachweisen können, dass der Wald der Kirche gehört hat, so tritt er ihn wieder der Kirche ab. Nachher schrieb er uns einmal, dass es nur bis 1848 nachweisbar ist, von früher weiß man nichts.

Im Jahre 1927 ist der Justizpalast abgebrannt und auch sämtliche Schriften.

Darauf folgte im Jahre 1932 die Einverleibung vom Pittnerwald unter Magnus. Da wurden Brandstätter, Breitenbuch, und ich zum Gericht Neunkirchen entsendet. Herr Hofrat Pachler sagte uns, der Wald habe bestimmt einmal der Kirche Bromberg gehört, aber leider lägen die Urkunden im Stift Reichersberg und dort bekommt man keinen Einblick, und: “Sobald Sie nichts in der Hand haben, können Sie nichts machen.“

Im Jahre 1933 erfolgte die Einverleibung vom Brombergerwald unter Pfarrer Werner für das Stift Reichersberg.

Daraus ist ersichtlich, dass der Wald einmal nicht zum Stift Reichersberg gehörte, sonst würde schon längst einverleibt gewesen sein.«

Diese Angelegenheit hat meinen Großvater wohl sehr geärgert, sonst hätte er seine diesbezüglichen Erlebnisse nicht in zwei handschriftlichen Dokumenten festgehalten.

Auch die Korrespondenz mit dem Abt des Stiftes ist teilweise im Original erhalten.

Mit Schreiben vom 20.8.1923 hat der Abt jedoch ziemlich schlüssig erklären können, wie es aus urkundlicher Sicht war. Im Parzellenprotokoll, erliegend im n. ö. Landesarchiv, ist 1822 eingetragen, dass als Parzellen- eigentümer 285 die Pfarre Bromberg eingetragen ist. Auch aus einem Plan, welche Gründe zur Pfarre Bromberg gehören, ist 1810 ersichtlich, dass dieser Arzberger Wald, damals Schwarzlacken genannt, der Pfarre gehört. Soweit sinngemäß aus seinem Schreiben an meinen Großvater als Bürgermeister.

Es könnte natürlich auch so gewesen sein, dass man seinerzeit zu wenig auseinandergehalten hat, was Pfarre und was Kirche, die in Bromberg von der Gemeinde zu erhalten war, ist. Und so könnte eine Falscheintragung entstanden sein.

Wie auch immer, jedenfalls als der Abt im Jahre 1935 starb, notierte Großvater auf der Rückseite der Parte:

»Unter diesem Prälat hat die Gemeinde (Pfarre) den Thernberger Wald verloren, welcher im Jahre 1932 und 1933 einverleibt wurde.«

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