30. Dezember 2024

Das Online-Ahnenbuch der Familie Windbichler

Kapitel 15: Verständliche Klage

Hinweis: Die Kapitel 13 bis 15 beinhalten Eintragungen aus dem Gedenkbuch meines Großvaters Johann W. II, die sich mit den Ereignissen im März 1938 (Kapitel 13), der Zeit des Kriegsendes zwischen April und Juni 1945 (Kapitel 14) und den Zuständen im sowjetisch besetzten Österreich (Kapitel 15) beschäftigen. Im gedruckten Buch werden diese drei Kapitel unter dem Sondertitel “Die Tage, als aus Österreich die Ostmark wurde und die Zeit, als der 2. Weltkrieg zu Ende ging” als eigenständiger Teil geführt.

Das unterdrückte Niederösterreich, Burgenland u. die Steiermark!

Seit der frühsten Kaiser so genannt. Kaiser Franz Josef I, welcher am 22. 11. 916 gestorben ist, sind die guten Zeiten bei dem österreichischen Volk verschwunden. Der noch in der Monarchie gelebt hat, kann das bestätigen. Der Weltkrieg von 1914 – 1918 ging für uns verloren und kamen wir von einer Partei in die andere und mussten viel Ärgerliches mitmachen.

Im März 1938 wurde das Österreich in der frechsten Weise von den Nationalsozialisten an Deutschland angeschlossen. In erster Linie wurde das ganze Staatsvermögen von Wien nach Berlin verschleppt, alle für sie notwendigen Ämter wurden nach Berlin geschaffen und auch Industrie wurde von hier weggeschafft. Nur Munitionsfabrik wurde hier gebaut, die waren für das Reich zu gefährlich. Noch dazu hat uns der verbündete Mussolini an Deutschland verschenkt u. z. weil Hitler den Italienern in Abessinien geholfen hat. So wurden wir verschachert.

Und wir konnten uns dagegen nicht wehren. Dr. Schuschnig wollte mit Hitler in Berchtesgaden verhandeln, kam aber mit dem Bemerken zurück, dass man mit einem Narren nicht verhandeln kann. Und so zog Hitler in Wien ein und wurde von seinen Anhängern bejubelt. Nun wollte Hitler der Kriegslustige mit uns die ganze Welt besiegen. Er wollte der Herrscher von Europa werden, England muss verschwinden und Amerika nach seinen Anordnungen gehorchen.

Es gab viele Obertrotteln die sagten Hitler ist von Gott gesandt und seine Worte sind heilig, aber diesen Herrn wurden durch den Massenmörder und denen vielen Ungerechtigkeiten der Mund gestopft. Es ist einem unerklärlich dass so viele Professoren, Doktors, hohe Gerichtsherren auf den Schwindel hinein geflogen sind. Sein Buch der Kampf hat die Leute alle verrückt gemacht, wo von er ganz abgekommen ist. Auch dass viele Gehälter (?) ausbezahlt wurden an die Angestellten, das Geld wurde zu massenhaft gedruckt. Und so kauft er sich die Leute. Es ist mir auch unerklärlich wie sich seine Parteigenossen das Treiben der Mörder und die Behandlung der Menschen in den Lagern zusehen konnten. Das war so furchtbar.

N.Ö. Burgenland u. Steiermark hat es am schwersten getroffen. Es wurde auf den Flugzetteln geschrieben wir kommen nicht als Feinde, wir kommen als Freunde. Ja dieses Glück hatten die Ober Österreicher, die wurden von den Amerikanern besetzt. Aber wir wurden, nachdem 3 Divisionen Ungarn kapituliert haben im Laufschritt von den Russen besetzt und so fielen wir in russische Hände. Wogegen wir uns wieder nicht helfen konnten. Noch dazu ist das ein unkultiviertes Volk, die nichts als rauben, verwüsten u. vergewaltigen.

Das Kommando sagt, es darf ohne Bescheinigung nichts ausgefolgt werden. Offiziere geben der Mannschaft den Auftrag zu den Bauern zu fahren und 1-2 Rinder, 1-2 Schweine, Eier, Kartoffeln und so verschiedenes zu bringen, natürlich ohne zu bezahlen. Wenn die Soldaten nichts bringen werden sie bestraft. Auch die Offiziere gingen selbst plündern und hauptsächlich ging es um Uhren u. Schmuck noch nebst bei.

Wie ist es möglich tausende von Russen zu verpflegen, die nichts tun als essen, trinken, rauben u. plündern und den ganzen Tag nichts arbeiten.

Die richten die Bauern und auch die andere Bevölkerung zu- grunde. Das heißen die eine Befreiung – wie wird das noch enden.

Unsere armen Soldaten müssen sich wie Verbrecher heim schleichen von den Russen. Die Amerikaner lassen unsere Soldaten nicht weg damit sie nicht den Russen in die Hände fallen, denn die Russen lassen sie nicht aus und kommen in ein Lager und müssen Hunger leiden und werden roh behandelt. Die Russen haben der Bevölkerung noch in keiner Weise geholfen. Die kennen nur ein Nehmen aber kein Geben. Diesen Russen ist es noch nie so gut gegangen, wie bei uns. Sie sind schon 4 Monate hier aber sie wollen nicht fort. Was sie schon zurück geben ist nur was sie bei uns gestohlen haben. Da steht in den Zeitungen soviel Waggon Lebensmittel wurden nach Wien gesandt. Ja ganz verwurmte Erbsen. wo nicht mehr ist als der Balg und einige Säcke Mehl, wo darauf steht Strasser Mühle Lichtenwörth.

Es ist unsagbares von den Russen geschehen: z.b. 2 Russen kommen in ein Haus wo nur Herr u Frau zu Hause waren, der eine R. fiel über die Frau her und der zweite R. hielt dem Mann das Gewehr vor und musste zusehen ohne sich helfen zu können. Eine Frau welche allein zu Hause war wollte ein Russe vergewaltigen, da sich die Frau das nicht gefallen ließ, hat der R. sie erschossen. Solche Fälle kommen mehrere vor. Auch kennen sie keine Rücksicht auf den Feldern, da wird mitten durch die Frucht durchgefahren.

In vielen Orten haben jetzt schon (August) kein Futter mehr für ihre paar Stück Vieh, was vorläufig noch nicht von den Russen weggeschleppt wurde. Es hat den Anschein dass sie uns dem Hungertod preisgeben. Und wem haben wir das zu verdanken? Diesem Massenmörder Hitler, der hat das ganze deutsche Volk zugrunde gerichtet. In Wien wurden in einem Jahr 1200 Menschen wegen Gegenansichten der Nationalsozialisten enthauptet.

Und trotzdem hat er noch seine Verehrer.

Auch ist zu erwähnen dass die Russen sämtliche Feuerwehrgeräte von allen Feuerwehrkommandos vernichtet haben, sodass bei einem Brand in keiner Weise geholfen werden konnte. Wie viele Jahre haben sich die Leute geplagt und gespart und jetzt ist alles durch diese Unmenschen dahingegangen und können von neuem anfangen zu arbeiten wenn wir davonkommen wollen.

Das Geschriebene gilt bis 12. 07. 945.

Am 15. 07. 945 wurden die Bahnen vom Bund übernommen und wurden wieder unsere Leute, statt der Russen, angestellt.

<< Voriges Kapitel | Zum Anhang >>

Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar