Nachdem nun eine Woche ohne Einträge vergangen ist, folgt nun der Bericht unserer Urlaubswoche in San Francisco. (Achtung: elendslanger Eintrag!)
Begonnen hat sie ja nicht so toll, weil Johannas Fieber leider keine Eintagsfliege war. Martina und sie bleiben am Mittwoch und Donnerstag zu Hause… aber zur Krankengeschichte später etwas mehr.
Nachdem nun Jacob und ich beim Sight Seeing auf uns alleine gestellt sind, entscheiden wir uns dazu, in eine nahegelegene Mall zu fahren, um in einem Apple Shop meine iPhone-Kamera reparieren zu lassen (irgendwann am 2. Tag des Urlaubs habe ich irgendwie die äußere Linse durchschlagen. Die Kamera funktionierte weiter – wie man an den Bildern sieht – nur trotzdem muss ich sie reparieren lassen, damit kein Staub rein kommt und die Kamera nicht komplett kaputt wird).
Am Weg zur Mall entscheiden wir uns aber kurzerhand zur Golden Gate Bridge zu fahren, da wir sehen, dass die Pazifik-Küste im Nebel liegt und wir daher ein paar gute Bilder von der Brücke im Nebel machen könnten. Das gelingt auch hervorragend.
Dann fahren wir zur Mall. Apple würde das gesamte iPhone austauschen, was $299 kosten würde. In der Mall ist aber auch ein Handy-Repair-Shop. Die machen es um $87 – auch nicht gerade billig, aber besser als das mehr als 3fache. Wir müssen aber fast 1,5 Stunden warten. Jacob entscheidet sich daher einen Zeichenkurs in einem der Geschäfte zu machen. Das geht sofort und er organisiert sich alles selbst auf Englisch! Respekt! Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird bald bei uns in der Wohnung hängen.
Danach fahren wir aber retour zum Haus, weil Johannas Fieber nicht weniger wird (noch immer 38,5). Wir folgen der Empfehlung unserer Vermieterin und kaufen Tylenol (ein fiebersenkendes Mittel, das die “Amerikaner wie Gummibärchen” essen, wie später unsere Globuli-Ärztin sagen wird). Zumindest fühlt sich Johanna dann etwas besser.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen fahren Jacob und ich zum Ocean Beach und dem Cliff House an der Pazifik-Küste. Der Nebel ist weg und wir spazieren am Strand und sehen die Ruinen des Sutro Baths (eines ehemals riesigen Salzwasser-Schwimmbad, das in den 60iger Jahren abgebrannt ist und nie wieder aufgebaut wurde).
Wir wollen dann noch zum Yerba Center for Arts, kommen dort auch an, aber steigen wegen des Verkehrs und der Umbauarbeiten dort nicht aus, sondern fahren nach Hause. Am Weg dorthin holen wir von Whole Foods noch Sushi, die wir dann zu viert am Abend verspeisen. Danach schauen wir noch Baseball an und ich versuche verzweifelt und konfus meiner Familie die Regeln zu erklären – Jacob behauptet, sie verstanden zu haben, Martina und Johanna eher nicht – aber das ist wirklich mir zuzuschreiben.
Am nächsten Morgen wachen wir hoffnungsfroh auf, aber leider ist Johannas Fieber nicht weniger geworden. Wir überlegen, ob wir zu einem Arzt oder ins Spital fahren, entscheiden uns dann aber dagegen und wollen noch einen Tag abwarten.
Daraufhin machen Jacob und ich uns wieder alleine auf den Weg ins Silicon Valley. Man glaubt es kaum, aber ich war noch nie am Apple Campus. Daher fahren wir dort zuerst hin und schauen uns an, “where the magic happens”. Wir kaufen wie die wilden im Apple Store diverse Memorabilia ein und fahren dann noch beim Apple Campus 2, dem Gelände, wo zur Zeit der größte Bürogebäude-Komplex der Welt entsteht. Ziemlich beeindruckend.
Danach geht es zu Googles Campus, dem Googleplex. Auch das ist recht interessant und wir spazieren ein wenig herum und kaufen auch dort im Store ein paar Erinnerungsstücke ein.
Ich zeige Jacob dann noch Palo Alto und Steve Jobs’ Haus.
Am Weg zurück in die Stadt entscheiden wir uns noch, bei Facebook und beim Oracle Campus vorbeizufahren. Beides ganz interessant (Facebook ist weniger imposant, aber die Architektur der Oracle Gebäude samt des davor in einem kleinen See stehenden America’s Cup Katamaran, mit dem das Team Oracle vor ein paar Jahren gewonnen hat, sind beeindruckend). In einem kleinen Restaurant essen wir einen schnellen Sandwich und fahren dann heim.
Dort angekommen, erfahren wir, dass Johannas Fieber noch immer nicht unter 38,5 ist, weshalb wir entscheiden ins UCSF Children Hospital zu fahren. Unsere Vermieterin hat uns zwar gewarnt, dass Spitäler sehr teuer sein sollen, aber Ärzte sind auch nicht billiger und das USCF genießt einen guten Ruf. Die Aufnahme dort ist wirklich unglaublich professionell. Keine Wartesäle, sondern man wird sofort in ein Behandlungszimmer geleitet. Johanna wird durchgecheckt, die Ärzte finden aber nichts. In den 3 Stunden, die wir dort sind, sind sage und schreibe 9 verschiedenen Personen (Ärzte, Schwestern, Administrationspersonal etc.) bei uns im Zimmer. Unter anderem kommen auch die Leute von der “Financial Advisory”, was natürlich nichts Gutes verheißt. Man sagt uns, dass die Behandlung auf $800 (!) geschätzt wird, wir aber nur einmal einen Bruchteil (letztlich entscheide ich mich für $200) zahlen müssen und in ca. einem Monat die finale Rechnung zugesandt bekommen, in der dann der Differenzbetrag zur tatsächlichen Höhe der Kosten verrechnet wird. Ich kann nur hoffen, dass unsere VISA-Versicherung, die ambulante und stationäre Behandlungskosten bis zur nachgewiesenen Höhe begleichen sollte, das auch wirklich tut, denn es kommt noch was dazu. Aber dazu später mehr.
Man empfiehlt uns weiter Tylenol zu verabreichen und einfach zu hoffen, dass das Fieber runter geht. Weder Urinprobe noch Rachenabstrich hätten irgendwelche Infos gebracht. Bluttests werden in den USA erst nach 5 Tagen Fieber gemacht.
Um ca. 21 Uhr kommen wir heim, wo Jacob schon auf uns wartet, essen eine Kleinigkeit (eigentlich wollte Martina Steaks machen, da es unser Hochzeitstag ist, aber das verschieben wir um 24 Stunden) und gehen ins Bett. Mit der Hoffnung, dass es besser wird.
Am Freitag ist es in der Früh auch etwas besser. Johanna hat fast kein Fieber und wir entscheiden uns, die Sight-Seeing-Tour entlang des 49 Mile Scenic Drives zu machen. Der Scenic Drive ist tatsächlich ein fast 80km langer, beschilderter Weg quer durch San Francisco vorbei an allen wesentlichen (und teilweise unwesentlichen) Sehenswürdigkeiten. Das Programm kann aus dem fahrenden Auto gemacht werden, was für Johanna die optimale Variante ist – sie ist natürlich schon sehr unglücklich, dass sie noch nichts von San Francisco gesehen hat.
Der Scenic Drive macht uns allen Spaß. Am ersten Aussichtspunkt, den Twin Peaks, sehen wir schon mal nichts, weil wir in Nebel gehüllt sind. Jacob tauft den Weg darauf: “I siech nix”-Drive, was sich später auch bei der Golden Gate Bridge bestätigt. Der Rest der Stadt ist aber klar und wir sehen doch vieles von dem, was wir gehofft hatten.
Übrigens: das Wetter in San Francisco ist im Sommer deshalb eher kühl und nebelig, weil es im Inland so heiß ist, dass ein Hoch entsteht, durch das die warme Luft aufsteigt und die kältere, feuchte Luft vom Pazifik landeinwärts “zieht”, wodurch San Francisco kühl und nebelig wird (sicher nicht die wissenschaftlich korrekte Beschreibung, aber die (wahrscheinlich größtenteils falsche) Joerg-Windbichler-Kurzfassung).
Wir bleiben nur selten wirklich zum Aussteigen stehen, die Fahrt dauert aber trotzdem aufgrund des Verkehrs und der Länge des Weges fast 5 Stunden. Wir machen 3 Abzweigungen: einmal, um über die Lombard-Street zu fahren, einmal, um den Petrys ein Bild ihres ehemaligen Hauses in der Filbert Street zu schicken und einmal, um in der Chestnut einen Sandwich zu essen.
Eine gute Beschreibung des Scenic Drive samt Google Map Download findet sich hier: http://www.davidlenihan.com/2007/06/49_mile_scenic_drive.html
Am Abend kocht Martina dann unser geplantes Hochzeitstagsessen und wir dinieren bei Rotwein (natürlich nur die Erwachsenen) herrliche Steaks.
Leider wird Johannas Zustand über Nacht wieder schlechter. Sie bekommt einen Ausschlag und kann nicht ganz einatmen ohne danach husten zu müssen. Dh: zurück ins Spital. Diesmal fahren wir zu viert.
Der Aufenthalt ist kürzer, weil Samstag früh weniger los ist. Man macht ein Lungenröntgen und eine der Ärztinnen meint, dass es wahrscheinlich ein Virus ist, sie es aber nicht 100%ig sagen kann und daher ein Antibiotikum verschreibt. Wir willigen ein, weil wir auch am Ende unseres Latein sind. Wieder war der Aufenthalt sehr angenehm und professionell, das Personal ausnehmend freundlich und wieder habe ich $200 angezahlt. Mal sehen, wie die finale Rechnung aussieht…
Nachdem wir uns einen kleinen Imbiss im Krankenhaus besorgen und danach das Antibiotikum in einer Pharmacy holen, fahren wir an den “Painted Ladies” vorbei, 4 Häusern im viktorianischen Stil, die in verschiedenen Farben bemalt sind. Sehr hübsch und echt einen Abstecher wert.
Da wir sehen, dass der Nebel sich offensichtlich gelegt hat, entscheiden wir uns, über die Golden Gate zu fahren, oder besser gesagt, zu stauen, denn die Idee haben nicht nur wir. Es dauert ewig bis wir auf der anderen Seite sind. Dort fahren wir zum Battery Spencer, dem perfekten Aussichtspunkt, um auf die Bridge, die Bay und die Stadt zu schauen.
Johanna bleibt mit Martina im Auto, weil sie vom ersten Antibiotikums-Schub doch müde und ein bisschen mitgenommen ist. Jacob und ich machen ein paar spektakuläre Bilder, die auch unseren Damen gut gefallen. Dann geht’s zurück nach Hause, wo wir früh Abendessen (diesmal Dim Sums via UberEat, einem Service, wo einem das Essen direkt vom Restaurant mit einem Uber-Taxi gebracht wird – ziemlich cool), weil wir noch etwas vorhaben, wenn die Sonne weg ist: die Baylights an der Oakland Bay Bridge. Diese Lichtinstallation, die im Jänner 2016 wieder (nach ein paar Jahren Pause) installiert wurde, besteht aus angeblich 25.000 LEDs, die verschiedene Effekt produzieren können (siehe das Video und die Bilder). Gegen 20:30 geht die Sonne unter und wir geniessen den Spaziergang auf Pier 14 am Embarcadero.
Gegen 22:00 Uhr sind wir wieder zu Hause und gehen relativ rasch schlafen (die Kids sofort, Martina und ich nach einem verdienten Schluck Wein).
Sonntag morgen: Johanna wacht ohne Fieber auf, was einige Erleichterung bringt. Wir hoffen, das Antibiotikum war, was notwendig war. Wir frühstücken und fahren dann zum Hafen, um mit der Cable Car zu fahren. Wir fahren zuerst mit der Power-Hyde-Line zum Union Square, spazieren dort ein wenig umher und fahren dann mit der Power-Mason-Line retour – wie immer ein Abenteuer, vor allem für die Kinder, aber auch für Martina und mich, die wir es schon einmal gemacht haben.
Dann gehen wir zurück zum Auto, das ich auf einer steilen Strasse geparkt hatte, und finden ein Strafmandat vor… weil ich die Vorderräder nicht eingeschlagen hatte. $64! Autsch. Ich entscheide mich aber dagegen zu protestieren, weil das nirgendwo stand und mir auch von niemandem gesagt wurde (sogar in unserem Reiseführer steht nur: man sollte (nicht muss) die Räder zum Randstein hin einschlagen!) Naja, mal sehen, ob der Protest was bringt. (Am Abend schreibe ich dann das Protest-Email mit der Begründung: dummer, ignoranter, aber einsichtiger Tourist! Ich bin nicht sehr zuversichtlich, aber probiere es halt.)
Etwas sauer fahren wir zur Chestnut und gehen dort Essen im Causwell (laut Beschreibung der beste Burger – was sich auch bestätigt).
Danach fahren wir noch zum East Beach, wo wir spazieren gehen und den Kite-Surfern zusehen. Ein gelungener Abschluss unseres Aufenthalts. Einmal falsch abgebogen am Nachhauseweg bringt uns dann noch zum nicht im Nebel stehenden Twin Peaks Aussichtspunkt.
Dann geht’s nach Hause zum Packen. Wir essen die Reste aus dem Kühlschrank und sind fast den ganzen Abend mit dem Packen unserer Taschen beschäftigt – eine besondere Herausforderung, weil wir ja bestimmte Sachen in Washington oder New York nicht mehr brauchen werden – dort hat es nämlich ständig über 30 Grad.
Montag früh gehen wir gemählich an. Wir haben nichts mehr vor, frühstücken gemütlich und finalisieren unser Gepäck. Die nächste Überraschung folgt beim Einladen ins Auto: wieder ein Strafmandat – diesmal dafür auf der falschen Straßenseite geparkt zu haben: denn jeden 2. und 4. Montag wird zwischen 9 und 11 Uhr die Straße gereinigt – das Schild ist groß, nur ich hab’s übersehen (auf der anderen Straßenseite wäre es der 2. und 4. Donnerstag gewesen – Pech gehabt) – $71. Naja, so kann man das Urlaubsbudget auch ausgeben… (hier lege ich keinen Protest ein, denn dieses Strafmandat ist meiner Dummheit zuzuschreiben).
Knapp nach 11 Uhr machen wir uns dann auf Richtung Flughafen.
Alles verläuft nach Plan, wir tanken noch voll (gerade noch rechtzeitig daran erinnert) und geben unser Auto mit rd. 1.100 gefahrenen Meilen (also ca. 1.770 km) ab. Einchecken funktioniert problemlos, nur leider lässt man uns nicht zu viert in die Senator Lounge – was in Europa gang und gäbe ist, ist es in den USA noch lange nicht. $120 für 2 Gäste ist uns dann doch zu viel und wir setzen uns einfach in irgendein Lokal und essen eine Kleinigkeit. Die Zeit vergeht recht schnell und schon sitzen wir im Flieger an die Ostküste, genauer gesagt dem Washington-Dulles Airport, wor wir plangemäß um 0:25 Uhr Ortszeit (für uns also 21:25, wenn man so will) landen.
Bis wir jedoch im Hotel und im Bett sind ist es 2 Uhr (für die Kids) und fast 3 Uhr für Martina und mich. Ufff…
So endet dann unsere Woche in San Francisco! Mein Plan, die Woche dazu zu nutzen, wie eine amerikanische Familie zu leben, ist zu gut aufgegangen – den Krankenhausbesuch hätten wir uns gerne erspart.
Die Bilder zu dieser Woche finden sich alle unter “Pictures”!
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