Als wir uns um 17 Uhr auf den Weg zu den Bregenzer Festspielen machen, wissen wir nicht, was uns erwartet. Das Stück ist klar – Carmen von Georges Bizet – der Ort ist auch noch halbwegs sicher – die Seebühne Bregenz (wenn das Wetter mitspielt) – jedoch ob es stattfindet und unter welchen (Wetter)Bedingungen ist völlig unklar.
Die Fahrt nach Bregenz ist regnerisch. Wir befürchten das Schlimmste – sind aber, wie bereits beschrieben, auf alles vorbereitet.
Wir kommen gegen 18 Uhr im Festspielgelände an und machen einen Spaziergang. Die Bühne ist ja für jedermann zu besichtigen. Es regnet bereits, wie erwartet. Daher trinken wir noch eine Kleinigkeit im Gourmet Zelt bevor wir um 19 Uhr die Einführung zu Carmen besuchen, die einer der 5 Regie-Assistenten präsentiert.
Danach gehen wir zurück ins Gourmet Zelt, wo wir Abendessen – cooles Konzept: man kauft einen Bon für das Buffet (entweder Vor-, Zwischen-, Haupt- oder Nachspeise) und befüllt dann einmalig sein Teller mit so viel man essen will (oder kann). Wir stärken uns und gehen dann zum Auto, um uns umzuziehen – also Bergschuhe, lange Unterwäsche, sonstige Schichten – ich trage am Oberkörper 7 Schichten (inkl. Poncho) und unten rum immerhin noch 3 Schichten (inkl. Poncho). Wie sich zeigen wird: keine Schicht zu wenig.
Dann pilgern wir zur Bühne und nehmen unsere Plätze ein. Vorher wickeln wir uns aber jeder in eine Decke. Wir sind nicht die einzigen, die so ausgestattet dem Abend entgegensteuern.
Pünktlich um 21:15 beginnt die Oper. Zuerst tröpfelt es nur und wir hoffen, es bleibt so. Uns allen ist schön warm und wir geniessen die Musik und vor allem das Bühnenbild. Ca. 15 Min. nach dem Start dreht aber irgendjemand die Dusche auf und es beginnt gewaltig zu schütten. Teilweise so arg, dass man die Musik nicht gut hört, weil der Regen so laut auf den eigenen und andere Regenponchos prasselt.
Die Schauspieler tun einem wirklich leid. Nicht nur, dass sie naß werden, es muss auch saukalt sein, vor allem für jene, die im See baden gehen (müssen) – Carmen am Ende des ersten Aktes als sie flüchtet und die Zigeuner beim Tanz am Anfang des 2. Aktes (sensationell wird der See miteinbezogen – die Bühne lässt sich so absenken, dass die Schauspieler im Wasser stehen und dort tanzen können – selten so ein genials Bühnenbild erlebt – stammt übrigens von Es Devlin).
Gegen Ende des 2. Aktes wird der Regen schwächer, aber er hört de facto bis zum Schluss nicht wirklich auf.
Dank unserer genialen Ausstattung können wir aber trotz dieser widrigen Umstände den Abend in vollen Zügen geniessen – wir frieren nicht und bleiben auch wirklich trocken. Wer hätte gedacht, dass wir einmal eine Oper in Bergschuhen und 7 Schichten sehen werden und den Abend auch noch in angenehmer Erinnerung behalten werden. Und wieder bewahrheitet sich der Spruch: es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.
Es war wirklich ein phänomenales Erlebnis.
Nach der Vorstellung (gegen 23:15 Uhr) dauert es zwar fast 20 Minuten bis wir vom Parkplatz wegkommen, aber die Fahrt nach Hause geht rasch und problemlos. Johanna schläft gut ein. Um ca. 0:30 Uhr kommen wir in Damüls an und um 1:15 drehen wir das Licht ab.
Das Abenteuer Bregenz hat sich voll und ganz gelohnt! 🙂
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